Bisher der beste verfasste Bericht den ich gelesen und gesehen habe !

Vielen Dank an Herrn Lorenzen, ZDF Sport online.

Orginal mit Bildern hier: http://www.heute.de/ZDFsport/inhalt/14/0,5676,7006126,00.html

Fan bis in alle Ewigkeit

Für die Treuesten der Treuen: HSV richtet Friedhof ein

von Ralf Lorenzen

Am "Tag des Friedhofs" stellte der HSV seine Pläne für die 91. Minute im Leben seiner Fans vor. Anhänger des Fußballclubs, die es mit der Vereinstreue ganz genau nehmen, können sich in Zukunft stilecht nahe am Stadion beerdigen lassen.

Raver 112 ist ein Fan, wie er im Buche steht. Das HSV-Emblem, die Raute, hat er auf den Oberarm tätowiert. Auch die Radkappen seines Autos tragen das Vereinswappen. Jetzt kniet er auf dem Stadionsitzkissen vor der blauweißen Blumenrabatte am Mustergrab des neuen HSV-Friedhofs.

Stadion-Liebe

"Ich habe zu Lebzeiten ein tiefe Verbindung zum Stadion, dann kann ich mich später doch auch hier beerdigen lassen. Das ist Verbundenheit über den Tod hinaus", sagt der Fan. Dass Särge, Grabsteine und -schmuck in den Vereinsfarben angeboten werden, findet er ausgesprochen gut.

Nicht nur für HSV-Fans wie Carsten Kache, so sein bürgerlicher Name, ist der heutige "Tag des Friedhofs" ein ganz besonderer Tag. HSV-Vorstandsmitglied Christian Reichert legt gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Friedhofsgärtnereigenossenschaft Lars Rehder den Grundstein für ein in Deutschland einmaliges Projekt. Direkt an der Südwest-Ecke der Arena im Hamburger Volkspark sind nun 2500 Quadratmetern des Hauptfriedhofs Altona für HSV-Anhänger reserviert.

Uralte Idee

"Die Idee ist uralt", sagt Christian Reichert. "Es gab immer wieder Anfragen von Fans, ob sie ihre Asche auf dem Rasen verstreuen oder die Urne darunter vergraben können. Aber das ist nach der deutschen Grabstättenverordnung nicht möglich. Dann wurde diese Fläche hier frei - und nachdem wir die Genehmigung der Bezirksversammlung hatten, haben wir zusammen mit der Friedhofsgärtnergenossenschaft und der Steinmetz-Innung die Pläne für eine HSV-Gemeinschaftsgrabstätte entwickelt."

Die 500 Grabplätze sollen in einem stadion-ähnlichen Halbrund entstehen, auf zunächst drei Rängen mit einem Höhenunterschied von jeweils einem halben Meter. "Am Anfang gab es vereinzelte Fragen, ob das denn auch pietätvoll ist", erinnert sich Lars Reheder. "Die hatten sich aber erledigt, als klar wurde, dass wir hier nichts Plattes machen."

 Damit auch alles seine Ordnung hat: Sogar an eine Grundsteinlegung wurde gedacht. 

Lizenzverträge mit Bestattern

Eine Grabstätte in Stadionnähe garantiert noch keine Fan-würdige Bestattung. Deshalb schließt der HSV Lizenzverträge mit Bestattungsunternehmen und Steinmetzen ab, die den Interessierten Angebote unterbreiten. Der HSV wolle daran nicht verdienen, beteuert Christian Reichert, sondern stecke die Lizenzgebühren in die Pflege des Areals. "Wir wollen eine niveauvolle und pietätvolle Anlage."

Das Unternehmen GBI hat die HSV-konforme Bestattung schon in sein Programm aufgenommen. Carsten Kache hat sich informiert und ist angetan: "Der Sarg sieht genial aus. Royal-Blau mit der Raute drauf. Den könnte man fast als Kommode für Fan-Artikel mit nach Hause nehmen."

Und auch für die Trauer-Zeremonie hat er schon konkrete Vorstellungen: "Links vom Sarg drei Leute im weißen Heimtrikot, und rechts im blauen Auswärtstrikot. Und der Pastor im schwarzen HSV-Trikot. Dazu "HSV-forever" und "Hamburg meine Perle."

Dauerkarte für die Urne

Dass sich nicht nur hartgesottene Kutten-Fans für diese Form der Bestattung interessieren, zeigen zwei andere Anhänger. "Ich gehe seit 57 Jahren zum HSV und finde die Idee ausgezeichnet", sagt Ernst Schmidt. "Ich habe meine Frau hier vor vier Jahren beerdigt. Wie es für eine Ehepaar üblich ist, haben wir ein Doppelgrab. Jetzt will ich mal versuchen, ob ich das noch ändern kann und später dann hierher komme. Vielleicht kriege ich dann ja noch was vom Jubel im Stadion mit."

Und Ingo Thiel, Geschäftführer einer Marketingfirma, würde seine Urne am liebsten wie beim FC Everton direkt am Spielfeld begraben lassen. Da das nicht geht, hat er eine Alternativlösung parat. "Ich werde für meine Urne, bis sie bestattet werden muss, eine Dauerkarte kaufen. Und für den, der sie zu jedem Heimspiel ins Stadion bringt, gleich eine mit."